8. Mai – Rede

Hier nochmal die Rede die wir am 8. Mai gehalten haben:

Der 8. Mai ist der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus und somit ein
Tag des Feierns.

Der 8. Mai ist auch ein Tag der Erinnerung. An diesem Tag danken wir
allen, die für die Befreiung vom deutschen Faschismus gekämpft haben und
gedenken aller, die unterdrückt, eingesperrt und ermordet wurden.
Der 8 Mai 1945, das war das Ende Hitlerdeutschlands. Die Losung der
Überlebenden des Regimes war, nie wieder sollte von Deutschland Krieg
ausgehen! Der Faschismus und seine Wurzeln müssen vernichtet werden.

Doch vier Jahre später wurde die BRD gegründet und 7 Jahre später wurde die
Wiederbewaffnung beschlossen. Mit der Unterzeichnung des so genannten
Generalvertrages wurde die Grundlage dafür gelegt, was seit den 1990er
Jahren bittere Realität ist: Deutschland führt wieder Krieg.
Dagegegen gingen am 11. Mai 1952 trotz Demonstrationsverbotes 30.000
Menschen in Essen auf die Straße.
Eine Generation, die den Zweiten Weltkrieg noch miterlebt hatte, versuchte
sich der Wiederbewaffnung zu widersetzen und wurde dafür mit heftiger
Repression überzogen. Die Demonstration am 11. Mai 1952 wurde mit der
Begründung verboten, es sei “verkehrstechnisch” nicht möglich, sie
durchzuführen. Diesen fadenscheinigen Vorwand ignorierten die 30.000
Menschen und trafen sich trotzdem zur Demonstration in der
Innenstadt Essens.
Als es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei kam, eröffnete diese das
Feuer. Die Schüsse der Polizisten töteten den 21jährigen Philipp Müller
und verletzten mehrere weitere Demonstranten schwer. Philipp Müller war
damit der erste, und leider nicht der letzte Demonstrant, der in der
Bundesrepublik von Polizisten getötet wurde – und das sieben Jahre nach
der Befreiung von Faschismus und Krieg.
Philipp Müller würde dieses Jahr 81 Jahre alt werden. In einer Holzkiste
mussten seine Frau, Mutter und Freunde Philipps Leichnam nackt und
entstellt von der polizeilichen Obduktion von Essen nach München bringen.
Ein Anblick den sein Freund, der KZ-Überlebende Martin Löwenberg niemals
vergessen kann. So berichtete es uns Martin in einem gestrigen
Telefongespräch.
Philipps Tod und die Tatsache, dass seine Mörder nicht einmal angeklagt
wurden, waren Ausdruck einer Aggressionspolitik nach außen und der
Repression nach innen, eines blindwütigen Antikommunismus in Deutschland,
der von der Weimarer Republik durch den Faschismus bis heute andauert. Das
Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gilt bis heute. Immer
noch gibt es Berufsverbote gegen Linke. Und immer noch beschäftigt sich
der Verfassungsschutz damit, fortschrittliche Bewegungen zu bekämpfen und
zu kriminalisieren, während er gleichzeitig faschistische Mörderbanden
(NSU) gewähren lässt und selbst finanziert.
Deswegen fordern wir: Verfassungsschutz auflösen! Nazistrukturen zerschlagen!
Philipp Müller ist das erste Opfer in einer langen Reihe von Toten, die
durch Polizeiübergriffe ums Leben kamen. Philipp Müller, Benno Ohnesorg,
Klaus-Jürgen Rattay, Günther Sare… die Liste ist lang – und wir sollten
keinen einzigen von ihnen vergessen. Sie sind Teil einer
Widerstandsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, die die offiziellen
Darstellungen immer unter den Teppich kehren. Heute heben wir diesen
Teppich wieder ein Stückchen.
Deswegen werden wir an seinem Todestag unseres Genossen Philipp Müller
gedenken!
Kommt zur Demonstration am 11. Mai 2012 um 15 Uhr 30 am S-Bahnhof Aubing
(Georg-Böhmer-Straße)!
Die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik war nur der Anfang für das, was
seit den 1990er Jahren bittere Realität ist: Deutschland führt wieder
Krieg! Deutschland beteiligte sich am NATO-Krieg gegen Jugoslawien 1999
und der anschließenden Besetzung des Kosovo und ging 2001 mit dem Einsatz
in Afghanistan zu offenen Kriegseinsätzen über.
7.000 Bundeswehr-Soldaten_Innen sind als Besatzungskräfte im Ausland
stationiert und Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt .
mit Krauss-MaffeiWegmann und der EADS-Rüstungstochter Cassidian haben
gleich zwei Rüstungskonzerne ihren Sitz im Raum München, die sich am
Geschäft mit dem Tod beteiligen.
Deswegen gestern wie heute:
Bundeswehr auflösen!
Nie wieder Krieg!
Nie wieder Faschismus!