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“Von der Revolution der Geschlechterordnung zum Mütterchen Russland”
Vor 96 Jahren, am 6. Internationalen Frauentag brach die Russische
Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen
sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren.
Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel
reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in
der Pfanne. Es war – auch – eine queer-feministische Revolution. Sie
brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige
Schritte zur Auflösung der Familie.1922 erklärte ein sowjetisches Gericht
die Ehe zwischen einer Cisfrau und einem Transmann für rechtens mit dem
simplen Hinweis, sie sei einvernehmlich geschlossen worden. Das
kommunistische Glück, ohnehin von einer Norm universeller Männlichkeit
getrübt, hielt nicht lange. Und scheiterte schrecklich. Aber das in der
Revolution gegebene Versprechen bleibt lebendig, es ist – offenkundig –
noch lange nicht erfüllt. Laut Alexandra Kollontai, erste Ministerin der
Moderne, ist es das Versprechen auf eine Welt, deren gesellschaftliche
Bindungen von solcher Zärtlichkeit sind, dass sie keine Flucht in die
Liebe weil keine Angst vor der Einsamkeit mehr kennt.
Bini Adamczak ist das unstete Bündnis zänkischer Gespenster, unerwünschter
Erbschaften und nächtlicher Reproduktionsläufe. Die Autorin (1979) von
„Kommunismus für Kinder“ (2004) und „Gestern Morgen“ (2007) lebt in
unbewohnbaren Orten, die dennoch dicht besiedelt sind.
Kafe Marat (Thalkirchnerstraße 102) | 07.02.2013 @ 20:00
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